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Residenzschloss Mergentheim
SITZ DER HOCHMEISTER DES DEUTSCHEN ORDENS
Residenzschloss Mergentheim, Aussenansicht

Unerwartet: der Aufstieg zur ResidenzDer Bauernkrieg

Das Schloss in Mergentheim war jahrhundertelang eine Kommende, eine einfache Niederlassung des Deutschen Ordens. Die Geschehnisse im Bauernkrieg veränderten seinen Status auf Dauer.

Reihe von freigelegten oder rekonstruierten Wappen der Deutschmeister im ehemaligen Kapitelsaal, zweites Obergeschoss

Wappen des Deutschmeisters Dietrich von Cleen.

Erste Anzeichen von Unruhen

Am 2. Juli 1524 berichtete Wilhelm von Eisenhofen, Landkomtur der Ballei Franken, an den Deutschmeister Dietrich von Cleen: „Euer Gnaden haben zweifellos unseren Bericht empfangen, dass sich in Kürze der Gemeine Mann in Städten und auf dem Land an vielen Orten gegen die Herrschaft aufzulehnen plant. Man ist der Meinung, Zinsen, Gült, Zehnt und Frondienst nicht mehr leisten zu wollen und man will erreichen, dass Holzschlagen und Fischerei frei und ohne Strafe für jeden sein soll.“

: Ansicht mit Torbau, Bläserturm und den beiden Türmen der Schlosskirche

Älteste Ansicht des Schlosses von Hans Ulrich Büeler, um 1650.

Verhandlungen in Mergentheim

Die Unruhen, die schließlich zum Bauernkrieg führten, waren also bereits im Sommer 1524 zu bemerken. Im folgenden Jahr kam es zur massenhaften Erhebung – im Taubertal ebenso wie an vielen anderen Orten im Land. Mergentheimer Bürger solidarisierten sich mit den Aufständischen und öffneten Ende März 1525 das Stadttor. Bauernverbände lagerten im inneren Schlosshof. Nach Verhandlungen wurden sie vom Landkomtur Wolfgang von Bibra mit Nahrungsmitteln und Brennholz versorgt. Nur die Waffen, die sie von ihm verlangten, verweigerte er ihnen.

Blick vom Erdgeschoss durch die Spindel der Wendeltreppe zur stuckierten Sonne an der Decke

Die Berwart-Treppe entstand beim Ausbau zur Residenz.

Die Aufständischen organisieren sich

Bereits Anfang April wählten die Bauern acht Mitglieder des Mergentheimer Rates und 35 Gemeindemitglieder in ihr Regiment. Dessen Vorsitzender wurde „eyn oberster mit Namen Hans Kolbenschlack“. Namenslisten verzeichnen den Schichtwechsel ihrer Wache im Schloss, um längere Abwesenheiten von ihren Höfen zu vermeiden. Anfang Juni trafen sich die fränkischen Bauernführer mit den Aufständischen aus Mergentheim, Lauda und Grünsfeld zur Beratung, um ihre Anliegen zu klären. Doch nach der Schlacht bei Königshofen im Taubertal wurden vier am Aufstand Beteiligte aus Mergentheim hingerichtet. Andere erhielten weniger harte Strafen und übten nach einiger Zeit sogar wieder ihre Ämter aus.

Farbige Grafik mit Darstellung der Stadt Mergentheim samt Schloss und Kirchen, umgeben von einer Stadtmauer

Mergentheim als Residenzstadt des Deutschen Ordens.

Mergentheim wird zur Zentrale

Deutschmeister Dietrich von Cleen hatte seinen Amtssitz im Schloss Horneck bei Gundelsheim. Mehrere Bauerngruppen, die dem Befehl des Götz von Berlichingen folgten, zerstörten die Burg vollständig. Die Zerstörung führte dazu, dass der Deutschmeister seinen Sitz zunächst nach Mergentheim verlegte. 1527 wurde der Deutschmeister zum „Administrator des Hochmeistertums Preußen“ ernannt. Er war somit das Oberhaupt des gesamten Deutschen Ordens. In der Folge entwickelte sich Mergentheim zur Residenz des Hoch- und Deutschmeisters, zur Ordenszentrale und zum Regierungssitz.

Vor 500 Jahren erhob sich der „gemeine Mann“ im sogenannten Bauernkrieg gegen die Obrigkeit. Über Jahrhunderte hinweg gab es immer wieder Proteste gegen die Herrschenden – die Spuren davon sind bis heute in den Monumenten zu sehen. Die Themenwelt „Macht und Wiederstand“ zeigt das Ringen um Freiheit und Gerechtigkeit auf.