Gegen den neuen LandesherrnDer Aufstand von 1809 in Mergentheim
König Friedrich von Württemberg als Nachfolger des Deutschen Ordens stellte Forderungen auf. Proteste wurden allerdings schnell beendet und hart bestraft.
Seit 1219 war der Deutsche Orden in Mergentheim ansässig. Als Folge der Unruhen im Bauernkrieg von 1525 hatte sich das Schloss zur Residenz der Hochmeister entwickelt. Jahrhunderte später ergab sich eine neue politische Situation: Der französische Kaiser Napoleon erklärte im April 1809 den Deutschen Orden in den Rheinbundstaaten für aufgehoben. Das ehemalige Herrschaftsgebiet des Deutschen Ordens wurde König Friedrich von Württemberg übereignet. Aus der Residenz Mergentheim wurde eine württembergische Oberamtsstadt.
Eine Verordnung vom Ende Mai 1809 hatte König Friedrich von Württemberg zum „Fürsten von Mergentheim“ gemacht. Am 13. Juni folgte der Huldigungseid durch Geistlichkeit, Beamte und Untertanen – ausgerechnet am Namenstag des Hochmeisters Anton Viktor von Österreich. Der König besetzte Mergentheim mit rund 700 Soldaten. Die Inbesitznahme des Ordensgebiets ging mit dem Abtransport brauchbarer Wertgegenstände aus Schloss und Kirchen einher – Waffen, Kirchensilber, wertvolle Kunstgegenstände, Bücher, Möbel und vieles mehr.
Generallandeskommissär Freiherr von Maucler erhielt den königlichen Auftrag, 45 Soldaten zu rekrutieren. Ab dem 10. Juni requirierte von Maucler zunächst Pferde für den Dienst in der Kavallerie. Dann ließ er die zum Militärdienst tauglichen Männer erfassen. Als am 22. und 23. Juni die Aushebung der Rekruten begann, regte sich Widerstand. Denn der Deutsche Orden hatte seine Soldaten durch Anwerbung gewonnen – eine Aushebung nach körperlicher Tauglichkeit kannte die Bevölkerung nicht. Am 26. Juni kam es zum Aufstand. Die württembergischen Soldaten wurden von den Aufständischen entwaffnet, die Stadt Mergentheim besetzt.
Schon am 29. Juni nahmen rund 3.000 württembergische Soldaten die Stadt und „das Fürstentum Mergentheim“, dessen Bürgerschaft sich eher abwartend verhalten hatte, wieder ein. Ein schnell eingesetztes Kriegsgericht im Schloss fällte harte Urteile. So wurde Franz Werner aus Markelsheim noch am selben Tag gehängt. Sein Leichnam hing zur Abschreckung vier Wochen am Galgen. Am folgenden Morgen wurden fünf Männer erschossen, weitere Beteiligte zu langer bzw. lebenslänglicher Festungshaft und Einziehung ihres Vermögens verurteilt. Die letzten Gefangenen des Aufstandes kamen im Zuge einer Amnestie anlässlich der Thronbesteigung von König Wilhelm I. im Jahre 1816 frei.
Vor 500 Jahren erhob sich der „gemeine Mann“ im sogenannten Bauernkrieg gegen die Obrigkeit. Über Jahrhunderte hinweg gab es immer wieder Proteste gegen die Herrschenden – die Spuren davon sind bis heute in den Monumenten zu sehen. Die Themenwelt „Macht und Wiederstand“ zeigt das Ringen um Freiheit und Gerechtigkeit auf.